Ancient Textiles – Modern Hands

Projekt TCS 44 Top Citizen Science
Laufzeit: 01.09.2017 - 28.02.2021

Projektleitung: Bernhard PALME

Das im Rahmen der Top Citizen Science (TCS)-Initiative lanzierte Projekt Antike Textilien — Moderne Hände setzt sich zum Ziel, Erkenntnisse der historischen Textilforschung der interessierten  Öffentlichkeit nahezubringen und umgekehrt die äußerst wertvolle praktische Expertise von professionellen und privaten Webern sowie Textilkünstlern für die Erforschung antiker Textilien fruchtbar zu machen. Dieses Vorhaben stellt eine Erweiterung des vom FWF geförderten Forschungsprojektes Texts and Textiles in Late Antique Egypt (P 28282) dar, welches die Produktionsmethoden und die differenzierte Terminologie der Textilien im spätantiken Ägypten studiert.

Die Herstellung von Textilien war im Altertum ein höchst spezialisiertes Gewerbe. Aus Ägypten sind dank der klimatischen Bedingungen zahlreiche Textilien erhalten geblieben, welche wichtige Aufschlüsse über die verwendeten Materialien, Farben sowie die Herstellung und den Handel geben. Aus demselben Zeitraum (c. 300–800 n. Chr.) und geographischen Kontext überliefern Papyri eine Fülle von Schriftstücken des Alltags, die über Gewänder und Gebrauchstextilien, ihre Machart und ihr Design sprechen. Ziel des Basisprojektes, an dem das TCS-Projekt Antike Textilien — Moderne Hände anknüpft, ist eine systematische Konfrontation der papyrologischen Nachrichten mit den Befunden der originalen Textilien. Damit soll ein Brückenschlag zwischen der Papyrologie und der Textilkunde erfolgen, welcher die unterschiedlichen Zugänge und Methoden bei der Erforschung dieses wichtigen Aspektes der materiellen Kultur verbindet.

Das Projekt Antike Textilien — Moderne Hände geht einen wesentlichen Schritt darüber hinaus, indem es den text- und textilkundlichen Forschungen einen neuen Ansatz hinzufügt: das wertvolle praktische Wissen von Textilkünstler und Weber einzubinden. Über eine verbesserte interaktive Website sowie einer Diskussions-Gruppe auf Facebook sollen einerseits die antiken Textilien einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Das Modell bildet das Pilotprojekt Spiral Textile (https://www.spiraltextile.com), das Textilkünstler und Weber einlädt, eine antike Papyruszeichnung auf das Medium Textil zu übertragen. Andererseits soll die keineswegs kleine Gruppe von Personen weltweit, welche beruflich oder als Hobby die Herstellung von Textilen betreibt, gewonnen werden, sich gezielt mit antiken Produktionsmethoden auseinanderzusetzen und ihre Erkenntnisse der Forschung zur Verfügung stellen. So können diese oftmals hoch spezialisierten und versierten Praktiker auf empirische Weise zum besseren Verständnis antiker Produktionsmethoden oder zur Lösung ungeklärter Fragen beitragen.

Das Pilotprojekt Spiral Textile hat bereits gezeigt, dass eine große Zahl interessierter Menschen weltweit zu erreichen und sowohl für die experimentellen Aktivitäten als auch die wissenschaftlichen Erkenntnisse der historischen Textilforschung zu begeistern ist. Das Erweiterungsprojekt Antike Textilien — Moderne Hände baut auf diesem Erfolg auf.